7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29
Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken-
und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem
Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover,
abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller
Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un-
glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf
Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen
Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von
mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der
Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles".
8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!)
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich
langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er
großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden
Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben.
Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu-
gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne
erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus
niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken
ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine
Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft
leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch,
und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem
lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort-
steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und
selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf-
zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben
hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch
die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram-
bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die
nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es
keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel-
und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende
Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt-
schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit
der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens
90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen
Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte
unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf,
hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden
Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der
Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber
jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß-
städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren,
1 S. Bilderanhang S. 67.
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36
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge.
An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm
28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet
worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der
Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der
„Gewitterecke", dem Sw, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges
Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des
Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund-
rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt
würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst
des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu
erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und
macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im
Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide-
boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört
wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über-
zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch
unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten
Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender
gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft
und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch-
mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen,
wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu-
nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns
keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird
aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei
der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine
Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech-
palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß
an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C
und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres
Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei
Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon
mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald-
bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f.
Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des
Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in
diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist
die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln,
8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden,
verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen
* Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
Die Lüneburger Heide an der mittleren Luhe. Im Gegensatz zu den beträchtlichen Hügeln an der oberen Luhe zeigt hier die Landschaft eine
sanftwellige Form. In ihrer tiefsten Rinne führt der Flusz seine stets klaren Wasser in Schlangenwindungen durch moorige Wiesen der Ilmenau zu. Wo der
Sandboden lehmhaltig ist, liegen im Windschutz knorriger Eichen, öfter umhegt mit einem Walle von Findlingsblöcken, umgeben von Wiesen und Äckern, nieder-
sächsische Langhäuser. Sie bilden zugleich Wohnstätte, Viehstallung und Scheuer der mühsam arbeitenden Heidebauern. Der Schäfer treibt seine Herde auf die
feuchteren Landstriche, wo Binsen, Sauergräser und Sumpfheide (Erica) locken Die kiesreichen Stellen schmückt im Frühling gelbblühender Einster, der jetzt im
Mittsommer dunkle Schoten trägt. Nun ist die Heide am schönsten. Sie schimmert und duftet im Purpurgewande des blühenden Sandheidekrautes (Calluna),
soweit das Auge über die menschenleere Fläche mit silberstämmigen Birken, mit Eichen, Wacholdern und Kieferngehölzen dringt.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Landschaftskunde. — Das n.w.-deutsche Tiefland.
11
die größere Wassermenge selbst in die Ems läuft. Die Wasserverteilung wird an dieser
Stelle jetzt künstlich geregelt.
Ii. Zwischen Weser und Werre das mannigfaltige Lippische Bergland.
Im hannoverschen Anteile der schön aufragende Klüt (261 m, 197 über der Weser),
bei Hameln.
Aufgabe: Zeichne nach der Karte S. 5 das hier besprochene Bergland in 2—3 sacher
Vergrößerung und trage die dort fehlenden Gebirge ein.
Das nordwcft-deutschc Tiefland im allgemeinen.
Das n.w.-deutsche Tiefland wird durch die Aller und die untere Weser-
geschieden in das Gebiet der großen Moore, im W., und in die Lünebnrger
Heide, im N.o. Die letztere umfaßt in weiterem Sinne den Sandrücken,
der erst bei der Elbmündung endet und der letzte w. Ausläufer des Südlichen
oder Karpatischen Landrückens ist. Durch den Zusammenhang mit dem letz-
teren ähnelt der ö. Teil unseres Gebietes mehr dem ö. Norddeutschland,
während die großen Moore des W. den Übergang nach den Niederlanden
bilden. In beiden Teilen umrahmen Marschen und Tiefmoore die Ränder der
Hochmoore und der Geest. Geest, Moor, Marsch, Watten und Sandinseln
sind die 5 Hauptteile unseres Flachlandes.
Die Oberfläche ist durch die Eiszeit gänzlich umgestaltet worden. Ungeheure Gletscher
liefen damals von den skandinavischen Bergen bis an den Rand unserer Mittelgebirge,
schoben vor sich her oder in ihren Grundmoränen mächtige Massen Lehms, Mergels und
Sandes, die stellenweise über 30m hoch aufgeschüttet liegen, und brachten auf ihrem Rückeu,
oder in den Eisstrom eingebettet, Geröll, Steinsplitter und mächtige Blöcke nordischen Ge-
steins mit sich, welche noch als Findlings- (ober erratische) Blöcke zahlreich aus Sand und
Moor aufragen. Keine einzige der Ablagerungen auf unserer Fläche, die Höhen wie die
Tiefen, ist ganz ohne Beimischung solcher nordischen Gesteine geblieben; nur hie und da
finden sich als Reste älterer Meere Muschelkalkbänke und durchbrechen andere Spuren
des Bodens der Tertiärzeit die diluviale Decke der Eiszeit.— Von den drei Eiszeiten,
die über den Boden Norddeutschlands gegangen sind und die von eisfreien Zeiten, Jnter-
glazial-Perioden, unterbrochen waren, hat im ganzen nur die größte, die zweite, auf
unserem Gebiete gewaltet. Sie hat ihre Wirkungen bis nach den Niederlanden hin, ja
noch über deren heutige Landgrenzen hinaus ausgedehnt.
Die etwas erhöhten Rücken haben im ganzen dieselbe Gestalt behalten, die ihnen
das „Schieben" durch die Eismassen gegeben hat. Sie bilden die sandige Geest (von
güst = unfruchtbar; so auch Insel Jnist, spr. jüst).
Als die Gletscher zurückwichen, begann die Arbeit der Flüsse. Wo der Abfluß der
Gewässer gehemmt war, bildeten sich auf dem Rücken der Geest die Hoch- oder Über-
wassermoore, welche fchwach uhrglasförmig gewölbt sind und in der Mitte einen dunklen
kleinen See zu tragen pflegen, während an den geneigten Rändern das Wasser Ablauf
findet. Daher rühren die zahlreichen kleinen Moorfeeen Ostfrieslands. Die narbige Fläche
des Hochmoors trägt Moose und Heide, der Wald ist vertilgt, niedrige Birken und spär-
liche Kiefern sind der ganze Baumwuchs. An den braunen Moorgewässern flattern die
silberweißen Fäden der „deutschen Baumwolle" (Eriophorum vaginatum). — An den
tieferen Stellen entstehen in den gestauten Gewässern die Unterwasser- oder Grün-
landsmoore, aus allmählich untersinkenden Pflanzenschichten gebildet. Die grüne Pflanzen-
decke, deren Gräser meist abgemäht werden können, zittert unter unserem Fuße; auf dem
Steinhude! Meere und anderen Gewässern werden wohl bei Sturm Stücke von ihr ab-
getrennt und abgetrieben und müssen dann mit Kähnen wieder an ihre Stätte zurück-
geschleppt werden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Landschaftskunde. — Moore- Die Lüneburger Heide.
13
Riffe, als die Überreste verschlungenen Geestbodens, die „Kirchhöfe der Schiffe", darunter
das schlimme Borkum-Riff. Mehrere Feuerschiffe und vier große Leuchttürme auf den
Inseln nebst kleineren auf dem Festlande suchen die Schiffahrt zu sichern, und zahlreiche
Rettungsstationen streben den Schiffbrüchigen der Mordsee menschenfreundlich zu helfen.
4. Die Moore zwischen der Aller und dem Dümmer.
a. L. der Weser. Zwischen dieser und der Aue das Große Moor,
jenseits der Aue das Wieting sm oor. Der 22 qkm messende Moorsee
Dümmer, 2—5 111 tief, ist der zweitgrößte in Niedersachsen und sehr fischreich.
b. R. der Weser. Geest, Moor und geringe Stücke Marschlandes
wechseln miteinander ab. Zwischen der Oker, Aller und dem Braunschweig-
schen der fruchtbare Lehmboden des Papenteichs, an den sich, nach S.o.
bis in die Nähe von Helmstedt vorspringend, der Hasenwinkel mit ergiebigen
Feldern anschließt.
5. Die Lüneburger Heide
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadeschen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 171 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen (welcher?); nach der Aller und Weser hin senkt der
Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab.
Der Rücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und ist wirklich aus weite
Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpsriem
Gesellschaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und
die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder aufzuforsten oder in den Senken die
saftig grünen „Rieselwiesen" anzulegen, gehen einen guten Gang. Großartige Auf-
forstungen durch die Provinzial-Verwaltungen liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel
und Brambostel. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern. Das Ein-
sammeln von Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame,
tapser aushaltende Heidschnucke ist dem Heidebauern, der noch nicht mit modernem
Landwirtschaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Aus-
blick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Heidbäche, anheimelnde Gehöfte unter
alten Eichen und vor allem im Hochsommer Hügel aus Hügel ab die purpurne Decke des
endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Jnsektenlebens. Das sogenannte „Para-
dies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit ihrem Saume von uralten, knor-
rigen Buchen ist sogar recht malerisch. Aus dem 55 qkm großen Truppen-Übungsplatze zu
Munster, Kreis Soltau, ist die Heide vollständig dem Anbau entzogen.
Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im n. und ö. Lüneburg
auf, ihr thoniger Boden trägt vielfach schönen Buchenwald. Sie beginnen n.
vom Bruchlande des Drömlings und ziehen in n.n.w. Richtung zum Teil
über die Elbe hinaus. Zu ihnen gehören der Lemgow [go], der Drawän,
die wild- und waldreiche Göhrde, sowie der Kalkberg bei Lüneburg.
Der östlichste Winkel des Landes zwischen der Elbe und der Provinz
Sachsen erinnert durch seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Be-
wohner einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch bewahrt
im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der
„Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
äliüorlanöfdjaft. Die Torfmoore entstehen aus absterbenden Wasserpflanzen und Moosen. Bei Uns sind die Moore besonders im W der unteren Weser ver-
breitet. Man sticht den Torf, der, je weiter nach unten, desto älter, schwerer und schwärzer ist, und trocknet ihn zu Brennstoff. Große Moore werden durch
schnurgerade Kanäle erschlossen. Die Häuser der Moorbauern liegen am Kanal, in dessen Nachbarschaft das Moor und der durch Torfstich freigelegte Untergrund
allmählich in Kulturland umgewandelt werden. Die öde baumarme und düster wirkende, im Sommer drückend heihe Moorlandschaft gewährt einen weiten Blick.
Die Bewölkung wechselt schnell.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Torfstich. — Schichten im Steller Moor. 69
l-t. Torfstich im Hochmoor bei Bremen. Das Sinken des Wasserstandes ruft im Frühsommer den
Moorbauern ins Moor. In mühsamer Arbeit sticht er mit schmalem, scharfgeschliffenem Spaten die ver-
filzten Schichten der „brennenden Erde" ab, häuft sie auf, damit der Wind sie trocknet, und fährt den Brenn-
stoff in Kähnen auf dem Kanal zur Stadt. Ans den obersten Moorschichten wird Torfstreu gewonnen.
rl'-jfi ■■'t I1 , r ®*00r bei Burgdorf in Hannover. Auf undurchlässigen Schlamm-
schichten über dem Geschiebemergel bildeten Wasserpflanzen das schlammige Niedermoor. Uber dieses breitete
>ich Lruchwald aus (hier stämmige Eiben mit steinhartem Holz), vermoderte aber später zum Übergangs-
moor. Auf diesem wucherte dann das mächtige Hochmoor aus Sphagnum-Moosen und Wollgras, an trockenen
stellen auch aus Heide und Strauchwerk und bildete dicke, filzige Schichten mit deutlich erkennbaren
pfianzenresten. Die tieferen Lagen destorfes haben erdige Form und dunklere Färbung bis zumpechschwarz
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
22
Ii. Landschaftskunde.
Auch die höheren Rücken, die schon vor der Eiszeit vorhanden waren, haben im
ganzen die Gestalt behalten, die ihnen durch das Schieben der Eismassen gegeben
worden ist, sie bilden den Bodenteil, der das größte Stück des Flachlandes einnimmt,
die sandige Geest (von güst — unfruchtbar, so auch die Insel Iuist, sprich just).
Als die Gletscher zurückwichen, lagerten ihre Schmelzwasser die breiten, fächer-
förmigen Sandflächen ab, die unsere Geest bedecken, zugleich aber begann ihre
auswühlende Arbeit, die große Ströme bildete und breite Täler auswusch. Von diesen
kommt für unser Gebiet namentlich in Betracht die breite Senke, die von der Ohre,
einem Nebenflusse der (Elbe, über die Sumpflandschaft des Drömling und die Aller
abwärts läuft. Durch sie ging die „Urweichsel", welche die meisten Gewässer des Ostens
sammelte, beim heutigen Iadebusen den Boden der damals viel kleineren Nordsee
erreichte und erst bei Schottland ins Salzwasser mündete. Als das Eis weiter zurück-
ging, ergoß sich die gewaltige Wassermasse durch das Bett der Niederelbe. In diesen
weiten Tälern nehmen sich die heutigen Flüßchen aus wie Zwerge in der Wohnung
eines Riesen.
Wo der Abfluß der Gewässer gehemmt war, bildeten sich auf dem Rücken der
Geest die Hoch- oder Überwassermoore, die schwach uhrglasförmig gewölbt sind und
in der Mitte einen dunklen, kleinen See zu tragen pflegen, während an den geneigten
Rändern das Wasser Ablauf findet. Daher rühren die zahlreichen kleinen Moorseen
Ostfrieslands. Die narbige, düstere Fläche des Hochmoors trägt Moose und Heide,
der Wald ist erstickt, niedrige Birken und spärliche Kiefern sind der ganze Baumwuchs.
An den braunen Moorgewässern flattern die silberweißen Fäden der „deutschen Baum-
wolle" (Eriophorum vaginatum); Birkhuhn, Rohrdommel und Sumpfeule sind fast
die einzigen Vertreter der höheren Tierwelt. — An den tieferen Stellen entstehen in
den gestauten Gewässern die Unterwasser- oder Nieder-(auch Gründlands-) moore, aus
allmählich untersinkenden Pflanzenschichten gebildet. Die grüne Pflanzendecke, deren
Gräser meist abgemäht werden können, zittert unter unserem Fuße,' auf dem Stein-
huder Meere, auch noch hier und da auf dem „Schwimmenden Lande" von Waakhausen
(f. S. 34) werden wohl bei Sturm Stücke von ihr abgetrennt und abgetrieben und
müssen dann mit Kähnen wieder an ihre Stätte zurückgeschleppt werden. Im Grün-
landsmoore drängt zur Sommerzeit ein Blühen und Sprießen zum Lichte, das den
Pinsel der Künstler in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Tätigkeit gesetzt hat.
Ebenso hat das öde Moor als eine Stätte harten Ringens mit der unfreundlichen
Natur, eine Art Urgebiet inmitten der Kulturlandschaften, die Phantasie der Dichter
mächtig angezogen. Ein drittes Glied bilden die Zwischenmoore, welche die Er-
scheinungen der beiden anderen vereinigen. (3. Buntbild!)
Von der Luft durch das Wasser abgeschlossen, verfallen die Pflanzenschichten des
Moors nacheinander einem langsamen Verkohlungsvorgange, und dadurch entsteht
der Torf, der den Nutzungswert des Moors vor allem bedingt (f. S. 69). Torf
ist ein Sammelname für sehr verschiedene Pflanzenbildungen, da die Vegetation in
mannigfaltiger Weise verkohlte. Er wird zum Heizen, zur Torfstreu, isolierenden
Deckschichten, als Spinnfaser, zur Erzeugung von elektrischer Kraft und noch sonst in
mancherlei Weise verwertet. Dennoch stellt diese Nutzung eine Art Raubwirtschaft dar
und wird erst dann zweckmäßiger, wenn unten guter Kleiboden gefunden wird; nur
zu oft lagert dürftiger Boden unten, auch Eisenbildungen (f. S. 26), und selbst im
Tiefmoore vergehen lange Jahre, ehe das Torfpolster wieder die alte Höhe erreicht
hat. Noch weniger gut steht es um das Abbrennen des Moors, das zum Glück
wohl bald ganz verschwunden sein wird. Im Hochmoore wird dabei die oberste Pflanzen-
decke im trocknen Frühjahr in Brand gesetzt, endlose Wolken braunen Moorrauchs
wälzen sich bis tief ins Mittelgebirge hinein, und in den durch die Asche gedüngten
Boden sät der arme Moorkolonist seinen Buchweizen. Aber nach etwa sechs Iahren
ist die Kraft des Bodens erloschen, und 30 Jahre muß er nun brachliegen. Nicht sehr
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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